Zur aktuellen Diskussion um die Lieferengpässe von Arzneimitteln, die seit Ende 2022 Ärzte, Patienten, Apotheken und Medien beschäftigen, hat das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) am 26. Januar 2023 eine Pressemitteilung veröffentlicht. Lieferengpässe gebe es immer wieder, neu sei allerdings der Umfang der schwer zu liefernden Wirkstoffgruppen und die Anzahl der davon betroffenen Personen, heißt es darin. So haben im November 2022 mehr als 1,4 Millionen Menschen mindestens eine Verordnung über einen in der aktuellen Lieferengpassliste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte gemeldeten Wirkstoff erhalten. Davon waren zwar nur 2 % aller Arzneimittelversorgungen betroffen, aber zirka 75% aller verordnenden Praxen. 87% der Verordnungen für Lieferengpasswirkstoffe wurden von den Haus- und Kinderärzten ausgestellt – Herz-Kreislauf-Medikamente, Antibiotika und Mittel gegen obstruktive Atemwegserkrankungen machten hier den größten Teil aus.
Verursacht wurden die Lieferengpässen zum einen wegen Problemen bei der Herstellung der Arzneimittel, zum anderen wurden genau jene Arzneimittel in den vergangenen Monaten stark nachgefragt, sodass sich die Kluft zwischen Nachfrage und Angebot vergrößerte. Bisher konnten die meisten Patienten dennoch versorgt werden. Aus dem Lieferengpass resultiere also nicht zwangsläufig ein Versorgungsengpass, betont Dr. Dominik von Stillfried, Vorstandsvorsitzender des Zi. Hinzu kommt, dass oftmals auf einen noch verfügbaren anderen Wirkstoff ausgewichen werden kann – auch wenn diese Lösung z. B. angesichts möglicher Resistenzentwicklungen teilweise problematisch ist. Bei der Behandlung von Krebserkrankungen sind die verordneten Wirkstoffe allerdings häufig Bestandteil von etablierten Therapieschemata und ohne Alternative. Für die Arztpraxen bedeuten die Liefereinschränkungen einen Anstieg des Arbeitsaufwandes – stehen doch im Falle einer Umstellung der Arzneimitteltherapie eine Beratung der Patienten und eine zusätzliche Blutentnahme an.
Um zukünftig solche eingeschränkten Verfügbarkeiten verhindern zu können, fordert das Zi von der Politik: Abhängigkeiten von Lohnherstellern in Asien zu reduzieren, verbliebene Standorte in Europa zu stärken sowie Lieferengpässe besser zu kontrollieren.